33. SONNTAG im Jahreskreis

 

Evangelium nach Markus (13,3-4.24-32)

 

Weltuntergangsstimmung. Das erleben Menschen jeder Zeit. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung waren viele Menschen überzeugt, dass die Welt nicht mehr lange steht - vielleicht auch Jesus von Nazareth. Der Untergang Jerusalems in 70 n. Chr. hat auch dazu beigetragen. Es gab damals unzählige Schriften über den bevorstehenden Weltuntergang. Ihre Schreckensbilder zogen die Menschen in ihren Bann. Einige dieser Bilder haben sogar in den Heiligen Schriften ihre Spuren hinterlassen.

 

Auch in unserer Zeit kann man ab und zu diese Stimmung spüren. Kommt das Ende der Welt durch den unaufhaltbaren Klimawandel, durch einen Atomkrieg, einen Tsunami oder wird eine kosmische Katastrophe das Leben auf der Erde vernichten? Mit der Angst vor dem Weltuntergang lassen sich nach wie vor gute Geschäfte machen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Filme mit apokalyptischem Inhalt so gut verkaufen.

 
Diese Untergangsstimmung kann aber auch bei jedem einzelnen Menschen entstehen durch persönliche Schicksalsschläge: Ein schwerer Unfall, eine unheilbare Krankheit, ein geliebter Mensch stirbt, Menschen verlieren plötzlich durch fürchterliche Naturkatastrophen Hab und Gut ... Die ganze persönliche Welt stürzt zusammen.

 

Warum greift Jesus solche Erfahrungen auf? Will er uns Angst machen? Will er uns drohen? Das passt nicht zu ihm. Eher will er uns auf die Vergänglichkeit unserer menschlichen Existenz aufmerksam machen. Die Tage, die uns zur Verfügung stehen, sind nicht unbegrenzt. Dieses Bewusstsein lehrt mich, meine eigenen Grenzen zu akzeptieren. Es hilft mir Vieles, das sonst so wichtig erscheint, zu relativieren. Das gibt meinem Leben einen tieferen Ernst und drängt mich, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wer sich seiner Vergänglichkeit und Sterblichkeit bewusst ist, lebt anders.

 

Aber Jesus bleibt nicht bei diesen Feststellungen stehen. Er eröffnet eine Perspektive, eine Zukunft. Die Katastrophen der Natur und der Geschichte, und auch die persönlichen Katastrophen sind nicht das Ende. Am Ende der Katastrophen wartet Gott. Jesus drückt dies mit einem Bild aus: „Dann wird der Menschensohn in strahlendem Lichtglanz und göttlicher Macht in den Wolken des Himmels kommen...“ Gott lässt uns nicht zu Grunde gehen! Das ist die frohe Nachricht, die uns in einer apokalyptischen Sprache vermittelt wird. Gott will alle, die sich zu ihm bekennen, um sich sammeln und ihnen ein endgültiges, unzerstörbares und erfülltes Leben geben. Als Christen dürfen wir erwarten, dass Jesus Christus uns durch alle Katastrophen hindurchführen wird zu einem guten Ende. Krisenzeiten bringen uns oft in große Unsicherheit. Unser Vertrauen und unsere Zuversicht in Gott werden angefochten. Die Absicht Jesu, die er mit seinem Rückgriff auf apokalyptische Texte ausdrückt, ist die Stärkung unseres Gottvertrauens.

Was zunächst wie Untergang aussieht, ist nicht das Ende, weil Gott sich nicht zurückzieht und uns fallen lässt, sondern weil er uns entgegenkommt, um uns aufzufangen.

 

„Niemand weiß, wann das Ende kommen wird... Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater.“ Wann das sein wird, ist nicht so wichtig. Das weiß Gott allein. Wichtig ist, damit zu rechnen im vollsten Vertrauen zu Gott. Nur wenn wir uns wirklich mit unserem Ende auseinandergesetzt haben, können wir unser jetziges Leben richtig einschätzen, mit innerer Ruhe und Gelassenheit, mit Freude leben - trotz allem.

 

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